Caprize – Ganes
Caprize ist der impulsive Regelverstoß. Eine Laune, sich den gesetzten Rahmen zu entziehen und sich außerhalb der Normen frei zu bewegen. Musikalisch äußert sich dies in Kompositionen, die von GANES mit teils puristisch, teils breit arrangierten Momentaufnahmen umgesetzt werden. Ihr neues Album „Caprize“ tritt damit aus der Klanggewohnheit heraus, die wir von GANES kennen. Treu geblieben sind die drei Musikerinnen ihren metaphorischen Texten in ladinischer Sprache als Relikt einer alten Kultur aus den Dolomiten. Es bleibt authentisch.
Tracklist
01. Nëi
02. Caprize
03. Sirena
04. Va inant
05. Naina
06. Violes
07. I te diji no
08. Sinfonia
09. Guant d’or
10. Cuncè le cör
11. Bang Bang
12. Bang Bang Bun
Beschreibung
Caprize ist der impulsive Regelverstoß. Eine Laune, sich den gesetzten Rahmen zu entziehen und sich außerhalb der Normen frei zu bewegen. Musikalisch äußert sich dies in Kompositionen, die von GANES mit teils puristisch, teils breit arrangierten Momentaufnahmen umgesetzt werden. Ihr neues Album „Caprize“ tritt damit aus der Klanggewohnheit heraus, die wir von GANES kennen. Treu geblieben sind die drei Musikerinnen ihren metaphorischen Texten in ladinischer Sprache als Relikt einer alten Kultur aus den Dolomiten. Es bleibt authentisch.
In ihrem vierten Studioalbum synchronisieren GANES auf sinnlich-sensible und ironisch-kecke Art Gefühle von Verzweiflung, Tod, Geborgenheit, Sehnsucht und Liebe in eruptive, „capriziöse“ Klangmuster. Nëi baut mit dunklen Basstönen eine frostige Schneewelt auf. Hauchige Stimme und Violine erzählen vom Tod, der unter einer Schneedecke seinen Frieden findet. GANES zeigen sich stärker mit ihren individuellen Stimmen, die erst im Chorus wieder zur bekannten Dreistimmigkeit verschmelzen. Geblieben sind die filigranen Streicherarrangements, die in Caprize das launenhafte Spiel mit der Liebe einleiten. Begehrenswert klingt der Chorgesang. Bläser flirten mit verliebter Geige und rufen den Sommer herbei.
In dieser Laune bleibt der Hörer nicht lange und wird mit Sirena in eine melancholische Unterwasserwelt gezogen. Tränen verschwimmen mit Wasser-Percussions und einsamer Gitarre. Darin eingebettet erscheint Ladinisch wie eine Geheimsprache, die nur mit der Seele verstanden werden kann. Elektronische Percussions und Klavier locken in eine sehnsüchtige Gefühlswelt, die in sich gekehrt und ruhig ist. Doch sprunghaft geht es weiter – der Synthesizer in Va inant ermutigt wieder aufzutauchen, nach vorne zu schauen. Deutlich wird die einzigartige und unkonventionelle Mischung des Albums spätestens mit dem Einsatz des Hackbretts zur analogen Drum Machine aus den 80ern. Diese eigenwilligen, humorvollen Klänge gehen über in eine nächtliche Wiegenlandschaft. Es wird ruhig. Das meditative Klavier begleitet in Naina die warme Erzählung einer jungen Mutter, die ihr Kind leise in den Schlaf singt. Es wird unerwartet persönlich. GANES gewähren einen intimen Einblick in eine gefühlvolle, beschützende Seite. Diese können wir hörbar spüren – auch ohne Ladinisch zu verstehen.
Die drei Musikerinnen schreiben alle Lieder und Arrangements selbst und erzählen auch im zweiten Teil des Albums vom eigentlich schwerelosen Erwachsensein in all seinen Facetten. Dazu gehört auch, sich an seine eigene Kindheit zu erinnern, auf einer Wiese inmitten von Blumen liegend wie in Violes. GANES befreien sich von Konventionen. Selbstbewusst wird wieder das Hackbrett zu lässigem Bass und Synthesizer in Szene gesetzt, während die dreistimmigen, weichen Chöre Zukunftspläne schmieden. Mit dieser Kraft können sie in I te diji no auch die Kopfentscheidung treffen und „Dir heute nein sagen“. Frech gezupfte Geigen begleiten die Erkenntnis, dass nicht die richtige Zeit für die Spiele der Liebe sei. Stattdessen entscheiden sich die drei Ladinerinnen, mit Sinfonia in den Weltuntergang zu tanzen, in einem Wechselspiel aus Hoffnung und Resignation. Instrumental geschieht dies auf sehr bizarre und eigenwillige Art – launenhaft, mit Orgelklängen und Synthesizer. Eben diese Balance zwischen bittersüßer Realität und phantasievoll eigenwilliger Musikalität ist es, die dieses Album so besonders macht.
Schließlich erinnern GANES in Guant d’or an ihre alpenländischen Wurzeln und erzählen in düsterer Stimmung Auszüge der Fanes-Sagen. Ein Echo aus dunklen, märchenhaften Chören zieht seine Kreise über einen silbernen See aus lamentierender Violine. Läge man sein Ohr an den See, höre man das Stampfen der Zwerge in den Bergen. Das ist die Flucht in eine Märchenwelt, wenn das Herz gebrochen wird. Deutlich spürt man das Bedürfnis, den Schmerz wegsingen zu wollen. Ein zerrissenes Herz, das wieder zusammengesetzt werden muss wie in Cuncè l‘ cör. Behutsam lassen sie ihre Bläser die Bassdrum begleiten bis der Befreiungsschlag kommt. Kraftvoll klare Chöre setzen ein. GANES klingen spürbar gereift, femininer und sinnlicher. Doch ihren Humor haben sie nicht verloren. Selbstironisch, fast trotzig und vollends dem Titel des Albums getreu zeigen sie in Bang Bang, das eben nicht alles schwer und ernst ist. Im finalen Song geben sie dem Erwachsensein freche, grenzenlose Klänge. Alles ist egal. Hauptsache man bleibt sich treu. GANES haben dies auch im vierten Studioalbum auf ihre ureigene, schöne Weise geschafft und verbeugen sich mit einem Augenzwinkern vor ihrem Publikum.
„Caprize“ zeigt uns authentische, reife, sinnliche GANES. Auf Tuchfühlung mit ihrer Lebenswelt, nahbar und verträumt. Trotzdem voller Freude. GANES sind gewachsen – mit uns, mit sich und über sich selbst hinaus.